Western Esotericism and Parapsychology in Socialist Poland: Between Censorship and the Official Culture

Abstract

This article addresses the development dynamics of paranormal beliefs and practices in the Polish press and book market under socialism. 1989/1990 witnessed an explosion of New Age Thought, but the ground for this change had been laid during the previous two decades. The first part of the article provides an introduction to the issue of the occult and the paranormal in socialist Poland. The second part outlines the specificity of censoring practices, while the third examines the early efforts to integrate occult ideas and practices into the official culture and to receive support from scholars. The last two sections reveal that from the early 1970s onwards, more and more books, press articles, and magazines dealing with these subjects were released with the approval of officials. This was due both to the system’s interrupted and uneven liberalization, and the milieu’s willingness to become part of the official culture and to get entrenched in scientific organizations. Furthermore, it is likely that paranormal issues were considered relatively harmless and even a useful safety valve by the authorities.

In diesem Beitrag wird die Entwicklungsdynamik paranormaler Ideen und Praktiken im sozialistischen Polen untersucht, mit Fokus auf Presse und Buchproduktion. In den neunziger Jahren kam es zu einer explosionsartigen Ausbreitung des New-Age-Denkens, doch der Grundstein dafür war bereits in den zwei Jahrzehnten zuvor gelegt worden. Der erste Teil des Beitrags bietet eine Einführung in die Problematik des Okkulten und Paranormalen im Sozialismus; dabei wird auf die Definition der Esoterik von Hartmut Zinser zurückgegriffen. Der zweite Teil behandelt die Zensurpraktiken, während der dritte Teil die Bemühungen einiger prominenter Mitglieder des okkulten Milieus um die Einspeisung bestimmter Themen in die offizielle Kultur und um die Unterstützung durch die akademische Community schildert. Die letzten beiden Sektionen machen darauf aufmerksam, dass seit den siebziger Jahren immer mehr Bücher, Presseartikel und Zeitschriften, die sich mit diesen Themen befassten, die Genehmigung der Zensurbehörde erhielten. Dies ist zum einen auf die unterbrochene und ungleichmäßige Liberalisierung des Systems zurückzuführen. Zum anderen war das okkulte Milieu aber stark bestrebt, Teil der offiziellen Kultur zu werden und sich in den wissenschaftlichen Organisationen zu verankern. Die Autorin stellt daher die These auf, dass paranormale und esoterische Themen von den Behörden als relativ harmlos oder gar als nützliches Sicherheitsventil angesehen wurden.